• Autor: Sabine Bode
  • Verlag: Klett-Cotta
  • Auflage: 11. Auflage (Juni 2013)
  • ISBN-10: 3608948074
  • ISBN-13: 978-3608948073
  • Gebundene Ausgabe: 304 Seiten
  • Kategorie: Sachbuch
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Kriegsenkel: Die Erben der vergessenen Generation

Die Autorin Sabine Bode ist freiberufliche Journalistin, schreibt Bücher, verfasst Hörfunkbeiträge und hält Lesungen und Seminare ab. Sie hat sich sehr viel mit der Frage beschäftigt, wie sich der Zweite Weltkrieg und seine Folgen bis heute im Alltag der Menschen auswirken. In ihrem ersten Roman zum Thema „Die vergessene Generation“ ging es um die Kriegskinder, die heute 60- bis 75-jährigen, manchmal noch unter ihren Erinnerungen und unverarbeiteten Kriegserlebnissen leiden.
Das folgende Buch „Die Erben der vergessenen Generation“ handelt von den Kindern der Kriegskinder, der Enkelgeneration. Ihre Eltern, die Kriegskinder, gehörten zur Generation der Menschen, die kurz vor oder während des Krieges geboren wurden. Die Wirren und Eindrücke des Krieges und der Nachkriegszeit mussten sie erleben. Bedingt durch die Kriegsfolgen konnten sie nicht die Liebe und Aufmerksamkeit ihrer Eltern erhalten, da die Hauptaufgabe der Erwachsenen in dieser Zeit, das Überleben der Familie zu ermöglichen, sicherlich Vorrang hatte.

Man könnte glauben, diese Enkel hätten unbelastet von Krieg und Entbehrung, in Frieden und wachsendem Wohlstand lebend, ein gutes Leben gehabt und in gewisser Weise ist das auch so. Aber trotzdem wirkt sich das Trauma des Krieges selbst auf die Enkelgeneration noch sehr stark aus.

Die Autorin hat mit vielen Kriegsenkeln gesprochen und schildert an biografischen Beispielen das schwierige Verhältnis zwischen den Generationen, die den Krieg am eigenen Leib erlebt haben und ihren Nachkommen. In Gesprächen und Aufzeichnungen berichten die Befragten von ihren Zukunftsängsten, ihrem Mangel an Zuversicht und Lebensfreude und auch von dem Unverständnis und dem oft lastenden Schweigen, dass zwischen ihnen und ihren Eltern stand.
Manchen der Kriegsenkel war die Gemütsverfassung ihrer Mütter und Väter oft rätselhaft, eben weil diese über das Leid des Krieges und die oft furchtbaren Lebenserinnerungen einfach nicht sprechen konnten. Bombenangriffe, Erschießungen, Flucht und Vertreibung, Vergewaltigung und den Tod seiner Lieben kann ein Mensch unverarbeitet nicht wirklich verkraften. Heute weiß man das und gewährt Menschen in psychisch belastenden Situationen psychologische Hilfe. Früher galt es, möglichst schnell zu vergessen und zu verdrängen. Ein sehr gefährliches Unterfangen, zeigt es sich doch, dass sich dadurch bestimmte zerstörerische Verhaltensmuster durch Generationen hindurch weiter hinziehen können und auch das Leben der Nachfahren bestimmen.
Gerade für Menschen, die selbst ähnliche Erfahrungen gemacht haben, ist das Buch ausgesprochen interessant und erhellend. Es ist aber auch sehr emotional und anrührend und gibt Antworten auf viele Fragen. Warum war mein Vater lebenslang so fremd und distanziert zu uns Kindern? Wieso gab es in meiner Familie kaum Zärtlichkeiten? Weshalb war meine Mutter so dagegen, dass ich ein paar Jahre im Ausland leben und arbeiten wollte? Warum wurde bei uns daheim so selten gelacht?

Melanie Neuhauser

Hallo! Ich bin Melanie, bekennende Leseratte und schreibe für Euch diese Bücher Rezension. Kontakt per Twitter: https://twitter.com/Buchkiller