Die Tyrannei des Schmetterlings
  • Autor: Schätzing, Frank
  • Verlag: FISCHER Taschenbuch
  • Auflage: 2. (25. September 2019)
  • Taschenbuch: 736 Seiten
  • ISBN-10: 3596704030
  • ISBN-13: 978-3596704033
  • Kategorie: Roman
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Die Tyrannei des Schmetterlings

Frank Schätzling ist schon ein großer Name in der Szene. Besonders deswegen, weil seine Romane thematisch immer den Zahn der Zeit treffen. Sie bringen mich zum Grübeln; auch gerade welche Welt ich meinen Kindern und Enkelkindern hinterlasse. Aber Schätzlings Stil zu Schreiben ist auch nicht gerade der Einfachste. Das merkt man auch bei seinem neuen Roman „Die Tyrannei des Schmetterlings“. Da musste ich den ein oder anderen Satz und Seite zwei Mal lesen. Der Thriller ist kompakt geschrieben und zuweilen fühlte ich mich erschlagen, von der Dichte der von Schätzling auf eine Seite gepackten Informationen.

Es ware eine Herausforderungen, dem Plott zu folgen und nicht in der Verschachtlung seiner Sätze und Inhalte verloren zu gehen. Aber eine Herausforderung, die sich gelohnt hat – ist man am Ende des 730 Seiten langen Wälzers angelangt. Etwas schmunzeln muss ich dann aber schon, wenn ich mir vorstelle, dass zukünftigen Generationen die Köpfe rauchen werden, sollte Schätzlings „Die Tyrannei der Schmetterlinge“ mal in den literarischen Kanon als Schullektüre aufgenommen werden. Meinen jungen erwachsenen Kindern würde ich das Buch nicht empfehlen. Vielleicht, wenn sie im Studium stehen würden. Dann ja. Denn inhaltlich hat sich Schätzling mit seinem Thriller schon etwas gewagt und aktuelle Entwicklungen ins Überdramatische zu Ende denkt.

Denn künstliche Intelligenz und Superrechner, die sich der Kontrolle des Menschen entziehen treffen genau den Zahn unserer Zeit; bestimmt die Technologie doch immer mehr und mehr unser Leben. Gerade in Zeiten von Alexa, Siri und Co stellt sich da doch unweigerlich die Frage, wieviel „Verantwortung“ man in die Hände von Maschinen gibt und geben möchte. Schätzling weiß, wie er futuristisch schreiben muss, um den Leser in seiner Fantasie anzusprechen, wie sich die Gegenwart in der Zukunft gestalten könnte. Da beginnt ich nachzudenken, in was für einer Welt meine Kinder später leben werden, ob ich das möchte oder nicht und was im Heute getan werden kann und muss, um „Menschen dominierende Superrechner“ nicht Wirklichkeit werden zu lassen.

Etwas weit geht Schätzling meiner Meinung nach mit seinen Paralleluniversen. Tolle Idee, sicherlich. Aber eigentlich ein eigenes Thema, ein eigenes Buch. Das hätte nicht sein gemusst. Was ich Schätzlings „Die Tyrannei der Schmetterling“ auch ankreiden würde. Da wollte Schätzling einfach zu viel. Schade.

Wiederum meisterhaft, hat Schätzling es geschafft die globale Auswirkung unseres menschlichen Handelns darzustellen. Da kommt, auch mit dem Titel im Hinterkopf, unweigerlich die Verbindung zum „Butterfly-Effekt“ auf und sinnbildlich das Bild, vom fallenden Reissack in Asien.

Im Vergleich zu „Breaking News“ bin ich persönlich froh, dass Schätzling wieder bei der Wissenschaft gelandet ist. Das past einfach besser zu ihm. In vielerlei Hinsicht erinnert „Die Tyrannei des Schmetterlings“ daher auch an seinen Debütroman „Der Schwarm“.

Der Thriller ist durchaus anspruchsvoll und zuweilen wirklich eine sprachliche Herausforderung. Das habe ich bereits gesagt. In der Schule möchte ich das Buch nicht sehen. Da gibt es bessere Werke, die ein Abbild unserer Gesellschaft, unseren Ängsten, Sorgen und Zuversichten zeichnen. Interessant war es auf jeden Fall und hat mich auch einige Wochen beschäftigt. Empfehlenswert? Mh … da muss sich jeder selbst ein Bild von machen.

Melanie Neuhauser

Hallo! Ich bin Melanie, bekennende Leseratte und schreibe für Euch diese Bücher Rezension. Kontakt per Twitter: https://twitter.com/Buchkiller