der apfelbaum
  • Autor: Berkel, Christian
  • Verlag: Ullstein
  • Auflage: 8. (12. Oktober 2018)
  • Gebundene Ausgabe: 416 Seiten
  • ISBN-10: 9783550081965
  • ISBN-13: 978-3550081965
  • Kategorie: Roman
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Der Apfelbaum

„Der Apfelbaum“, erschienen im Oktober 2018, ist der Debüt-Roman des bekannten deutschen Schauspielers Christian Berkel und er überzeugt mit diesem Werk genauso wie mit seiner international anerkannten Schauspielkunst. Der im Jahr 1957 geborene Berkel erzählt in „Der Apfelbaum“ die Geschichte seiner Familie, aber gleichzeitig setzt er sich intensiv mit dem Thema Erinnerung und Vergessen auseinander. Ein sehr feinsinniger und liebenswürdiger Mann beschreibt eine berührende Liebesgeschichte, setzt sich mit seinen Eltern und Großeltern auseinander, mit seiner eigenen Geschichte aber auch mit der Zeitgeschichte und besonders der deutsch-jüdischen Geschichte der letzten 100 Jahre.

Der Apfelbaum: Roman
  • Berkel, Christian (Autor)

Gewissermaßen der Aufhänger der Geschichte ist ein Garten in Berkels Kindheit. Hier sitzt er und hört seine Mutter zu Bekannten sagen, ihr Sohn Christian sei nicht ganz jüdisch aber auch nicht ganz deutsch. Dieser Moment, so erzählt der Autor, habe ihn neugierig gemacht, der Familiengeschichte nachzuspüren, die wie bei vielen Familien ziemlich lückenhaft erzählt wurde. Als Christian Berkels Mutter Sala, über 90 und schon leicht dement ist, wird die Zeit knapp, ihr die vielen Fragen zu stellen, die der Sohn noch hat und gerne geklärt haben möchte. Er spricht viel mit ihr, bringt sie zu den Orten ihrer Erinnerung, recherchiert auch alleine und erfährt so viele Dinge, die er vorher noch nie gehört hat.

Am Beginn steht Otto, Christian Berkels Vater. Aufgewachsen in schwierigen Verhältnissen und ohne Zukunftsaussichten gerät er als junger Bursche mit 17 Jahren auf die schiefe Bahn und wird bei einem Einbruch bei einem wohlhabenden Schriftsteller von dessen Tochter (Berkels Mutter) und damals erst dreizehnjährig in letzter Minute gerettet. Diese Episode verändert alles. Otto und Sala verlieben sich, der Vater, der heimlich auch ein Auge auf den jungen Burschen geworfen hat, lässt ihre Neigung zu und fördert den jungen Otto. Aber die Zeiten sind für sie nicht günstig. Salas getrennt von ihrem Mann in Madrid lebende Mutter ist Jüdin. Und auch wenn Sala das zuerst nicht glauben will, eine jüdische Mutter und ein versteckt homosexueller Vater mit anarchistischen Ideen sind im Deutschland der dreißiger Jahre des letzten Jahrhunderts gefährlich in der Schusslinie. Schließlich geht das Mädchen zur Mutter nach Spanien und später zur Tante nach Paris gewissermaßen ins Exil bis sie schließlich in einem französischen Gefangenenlager landet. Otto, inzwischen Arzt, muss an die russische Front und gerät in Kriegsgefangenschaft. Beide erleben den Horror des Krieges und schreckliche Dinge, über die sie später nicht sprechen wollen. Erst Jahre nach dem Krieg kommt das Liebespaar doch noch zusammen, nachdem Berkels Vater eine andere Frau geheiratet hatte. Er lässt sich scheiden und heiratet Sala.

Christian Berkel erzählt die Geschichte ohne Pathos und trotzdem so, dass der Leser sich nicht nur total in die Protagonisten hineinfühlen kann sondern auch wieder einmal vor Augen geführt bekommt, was Verfolgung und Kriege den Seelen der Menschen antun und wie schwer es doch ist, mit diesen Erinnerungen zu leben, sie mit den Nachkommen zu teilen.

Melanie Neuhauser

Hallo! Ich bin Melanie, bekennende Leseratte und schreibe für Euch diese Bücher Rezension. Kontakt per Twitter: https://twitter.com/Buchkiller